Neues Reallabor für die Transformation der Fahrzeug- und Zulieferindustrie

Im Rahmen des 4. Netzwerkforums ReTraNetz-BB wurde heute am
Produktionstechnischen Zentrum (PTZ) Berlin ein neues Reallabor eröffnet.
Das Labor unterstützt die Transformation der Fahrzeug- und
Zulieferindustrie in der Region Berlin-Brandenburg und bietet einen
zukunftsweisenden Raum für die Mobilitätswende.
Die deutsche Automobil- und Zulieferindustrie gerät zunehmend unter Druck.
Entlassungspläne und Standortschließungen sind Symptome eines
tiefgreifenden Wandels in der Branche durch den Wechsel von
Verbrennungsmotoren zu nachhaltigeren alternativen Antrieben. Gleichzeitig
gewinnen neue Fahrzeugkonzepte an Bedeutung, etwa für elektrisch
betriebene Klein- und Kleinstfahrzeuge, und schaffen zusätzlichen
Innovationsdruck. Diese Entwicklung stellt etablierte Hersteller und
Zulieferbetriebe vor substanzielle Herausforderungen, denn sie erfordert
zügige, aber strategische Anpassungen entlang der gesamten
Wertschöpfungskette. Wie müssen diese aussehen, um langfristig
wettbewerbs- und innovationsfähig zu bleiben in einem globalen
Marktumfeld, das sich rasant in Richtung emissionsfreier Mobilität bewegt?
Die Fahrzeug- und Zulieferindustrie bei der digitalen Transformation hin
zu einer umweltfreundlicheren und effizienteren Produktion zu
unterstützen, ist deshalb das Ziel eines neues Reallabors am PTZ Berlin.
Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann, Leiter des Fraunhofer-Instituts
für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK und des Fachgebiets
Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik am Institut für Werkzeugmaschinen
und Fabrikbetrieb IWF der TU Berlin, eröffnete das Labor heute feierlich
zum Auftakt des 4. Netzwerkforums des Regionalen Transformationsnetzwerks
für die Fahrzeug- und Zulieferindustrie Berlin-Brandenburg (ReTraNetz-BB).
„Das Reallabor ReTraNetz-BB bietet praxisnahe Unterstützung und befähigt
Unternehmen, den Wandel erfolgreich zu meistern. Die Partner des Netzwerks
haben zentrale Herausforderungen der Branche klar identifiziert, darunter
das Energiemonitoring, aber auch den Fachkräftemangel. Das Labor bildet
damit eine wichtige Basis sowohl für künftige Forschungsprojekte, als auch
die universitäre Lehre und die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften“, so
Prof. Uhlmann.
Um diese Ziele zu erreichen, bietet das Labor alle Voraussetzungen:
moderne Fertigungs- und Montagetechnologien zur Entwicklung innovativer
Prozessketten, eine Testumgebung zur Validierung und Optimierung neuer
Technologien sowie gezielten Wissenstransfer durch praxisrelevante
Schulungsprogramme. Einen entscheidenden Beitrag zur Überwindung des
Fachkräftemangels könnte der im Labor erforschte digitale
Produktionsassistent leisten. Dieses Assistenzsystem kann Fachkräfte als
multilingualer digitaler Kollege kontextsensitiv durch den
Produktionsalltag begleiten, unabhängig von ihrem Ausbildungsniveau oder
ihren Sprachkenntnissen. In der Praxis kann man ihn sich als App
vorstellen, die auf einem Edge Device läuft, also beispielsweise einem
Tablet. Über Sprache oder Text kommuniziert er mit der jeweiligen
Fachkraft und liefert datenbasiert und in Echtzeit Informationen zu
Arbeitsorganisation oder -abläufen und gibt konkrete Schritt-für-Schritt-
Anweisungen bei der Problembehebung.
Um die langfristige Wirkung und den Erfolg bei der Transformation der
Fahrzeug- und Zulieferindustrie sicherzustellen, ist eine Verstetigung der
Bemühungen um Innovationen auf diesem Gebiet unerlässlich. Interessierte
Unternehmen haben die Möglichkeit, das Labor als Testumgebung für eigene
Entwicklungen zu nutzen. Eine modulare Industrial Internet of Things
(IIoT) Infrastruktur ermöglicht die flexible Integration neuer
Technologien. Produktionsassistenzsysteme und ein umfassendes
Energiemonitoring unterstützen die Mitarbeitenden und helfen,
Energiesparpotenziale zu identifizieren.