11/9 und 9/11: eine Denkübung zum Thema Krieg und Antisemitismus im 20. und 21. Jahrhundert
Einladung zum Vortrag des renommierten deutsch-amerikanischen Historikers
Professor Michael Geyer am 13. November 2024 am Zentrum für
Antisemitismusforschung der TU Berlin
Der 9. November 1938 und der 11. September 2001 sind ikonische Daten in
den Erinnerungskulturen Deutschlands und der Vereinigten Staaten von
Amerika. Im Vortrag „11/9 und 9/11: eine Denkübung zum Thema Krieg und
Antisemitismus im 20. und 21. Jahrhundert“ sind die beiden Daten Anlass
für eine Betrachtung über Krieg und existenzielle Gewalt, welche die
Triebkräfte und Folgen des singulären Aktes der Zerstörung einer mehr als
1000-jährigen, jüdischen Diaspora in Europa aus der Perspektive einer
Geschichte der Gegenwart zu erschließen versucht.
Den Vortrag hält der renommierte Zeithistoriker Michael Geyer (Professor
Emeritus an der University of Chicago). Journalistinnen und Journalisten
sowie Interessierte sind herzlich eingeladen:
Zeit: 13. November 2024, 18 Uhr (c.t.)
Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Hauptgebäude,
Raum H 1035
Der Vortrag findet in Deutsch statt.
Um eine Anmeldung wird gebeten mit Angabe des Namens, des Mediums
beziehungsweise der Institution bis zum 12. November 2024 unter: <asf-TB-
Der Vortrag versteht sich als eine Denkübung schon allein deshalb, weil
das Thema untrennbar verwoben ist in die Gewaltexplosion in Israel und
Gaza, die als hybrider Krieg Deutschland und die USA erfasst haben. „Es
ist aber auch deshalb eine Übung, weil die feste Erwartung einer – meiner
– Nachkriegsgeneration, dass Krieg und Antisemitismus durch historische
Aufklärung überwunden werden könnten, geplatzt ist. Mehr noch: Hat die
Diskussion über den ‘neuen Antisemitismus‘ versucht, das Neue im Alten zu
finden, so ist gegenwärtig nicht zu übersehen, dass alte Gewissheiten –
links–rechts, progressiv–konservativ, provinziell–kosmopolitisch, ebenso
wenig mehr greifen wie ältere Ansätze zur Konfrontation mit
Antisemitismus, und dies bei einem gleichzeitigen Übermaß an Anleitungen,
wie Antisemitismus zu bekämpfen sei. Was zunächst bleibt, sind
Beobachtungen und Denkübungen“, so Prof. Dr. Michael Geyer.
Über den Vortragenden:
Michael Geyer wuchs in Südwestdeutschland auf, studierte und promovierte
in Freiburg und begann seine akademische Laufbahn nach Studien-
Aufenthalten in Mainz und Oxford an der University of Michigan in Ann
Arbor. Er folgte einem Ruf an die University of Chicago, wo er Inhaber der
„Samuel N. Harper Professorship of German and European History“ war. Seine
wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Militär- und
Kriegsgeschichte, der neueren und neuesten deutschen Geschichte, der
Globalgeschichte und der Geschichte der Menschenrechte. Er leitete über
viele Jahre das Human Rights Programm an der University of Chicago und
unterrichtete kurzzeitig in Bochum und Leipzig sowie in Wien, Peking,
Jerusalem und London. Seine letzte, größere Arbeit ist die Herausgabe des
3. Bandes von „Total War: Economy, Society, Culture“ der Cambridge History
of the Second World War zusammen mit dem britischen Wirtschaftshistoriker
Adam Tooze, Ph.D. Neuerdings arbeitet er an einer deutschen und jüdischen
Familiengeschichte, die versucht, „die Ruinenwelt der Gegenwart zu
begreifen“.
Der Eintritt ist frei.