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Archäologisches Erbe besser schützen: Leopoldina-Diskussionspapier zum Kulturgutschutz in der akademischen Ausbildung

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Das archäologische Erbe ist in erheblichem Maße gefährdet. Durch
Bauvorhaben, kriegerische Auseinandersetzungen und klimatische
Veränderungen nimmt der Druck auf dieses Erbe ständig zu. Gut ausgebildete
Archäologinnen und Archäologen sind entscheidend für dessen Schutz. Sie
werden jedoch während ihres Studiums nur ungenügend mit den Anforderungen
des archäologischen Kulturgutschutzes vertraut gemacht, so die Autorinnen
und Autoren des heute veröffentlichten Diskussionspapiers der Nationalen
Akademie der Wissenschaften Leopoldina „Die gemeinsame Verantwortung für
das archäologische Erbe: Warum der archäologische Kulturgutschutz besser
in die akademische Ausbildung integriert werden muss“

Mit der Publikation sprechen sie sich dafür aus, Studierende der
Archäologie während ihrer akademischen Ausbildung stärker auf die
zukünftigen Arbeitskontexte vorzubereiten, in denen der archäologische
Kulturgutschutz im Vordergrund steht.

Die Autorinnen und Autoren stellen die grundlegende Rolle der
universitären Ausbildung für den Schutz, die Pflege und die Vermittlung
des archäologischen Erbes heraus. Diese Rolle ergibt sich daraus, dass
mehr als zwei Drittel der archäologisch tätigen Absolventinnen und
Absolventen außerhalb der Universität beschäftigt sind, ein Großteil in
der privatwirtschaftlichen Archäologie, der Bodendenkmalpflege oder in
Museen. Dies sind alles Arbeitskontexte, in denen sie mit Aufgaben des
archäologischen Kulturgutschutzes konfrontiert sind. Doch für diese
Tätigkeiten werden die Studierenden über die Universität nur unzureichend
qualifiziert.

Um diese Situation zu verbessern, ist eine Zusammenarbeit der
Universitäten mit den archäologischen und nicht-archäologischen Akteuren
entscheidend. Dazu gehören u. a. Ämter für Denkmalpflege und
Denkmalschutz, Museen, Bauunternehmen, Medien, Feuerwehr und THW sowie
Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Das Diskussionspapier
zeigt, dass die Universitäten momentan kaum systematisch mit diesen
Akteuren vernetzt sind. Die Autorinnen und Autoren empfehlen den
archäologischen Instituten und Fachbereichen deshalb die Einrichtung eines
Gremiums, in dem sie sich über die Weiterentwicklung der archäologischen
Ausbildung, die Integration des archäologischen Kulturgutschutzes und die
Verknüpfung mit den Arbeitskontexten beraten können. Weiterhin wird die
Gründung eines Forums Archäologischer Kulturgutschutz vorgeschlagen. Es
soll den regelmäßigen Austausch der Universitäten mit den archäologischen
und nicht-archäologischen Akteuren fördern.

Die Autorinnen und Autoren schlagen zudem vor, das aus der medizinischen
Ausbildung bekannte Konzept der „Anvertraubaren professionellen
Tätigkeiten“ (APTs) für die archäologischen Studiengänge nutzbar zu
machen. Studierende der Medizin übernehmen bereits früh erste Aufgaben in
der stationären und ambulanten Versorgung und qualifizieren sich dadurch
schrittweise, um später bestimmte berufliche Tätigkeiten in diesen
Arbeitskontexten professionell auszuführen. Auch für Studierende der
Archäologie wäre es sinnvoll, wenn sie bereits während des Studiums
zukünftige Arbeitskontexte wie z. B. eine Grabungsfirma, ein Amt für
Denkmalschutz oder ein Museum verpflichtend kennenlernen würden. Die
Autorinnen und Autoren empfehlen, dazu gemeinsam mit den
außeruniversitären archäologischen Akteuren Kern-APTs zu bestimmen, die
Berufsanfängerinnen und -anfängern nach Abschluss ihres Studiums
nachweislich anvertraut werden können.

Die Autorinnen und Autoren sprechen sich außerdem für die Entwicklung von
Weiterbildungs- und Fortbildungsangeboten aus. Diese sollten für
Absolventinnen und Absolventen und das wissenschaftliche Personal an
Hochschulen entwickelt werden. Aber auch für diejenigen nicht-
archäologischen Akteure, die in ihrem beruflichen Alltag mit Fragen des
Kulturgutschutzes konfrontiert sind oder Entscheidungen über
archäologisches Erbe treffen, sollten entsprechende Fortbildungsangebote
entwickelt werden.
Das Diskussionspapier „Die gemeinsame Verantwortung für das archäologische
Erbe: Warum der archäologische Kulturgutschutz besser in die akademische
Ausbildung integriert werden muss“ ist auf der Website der Leopoldina
veröffentlicht: https://www.leopoldina.org/archaeologieausbildung

Das Diskussionspapier wird auch im Rahmen einer öffentlichen digitalen
Veranstaltung am Montag, 11. November, 17:00 Uhr, der Öffentlichkeit
präsentiert. Weitere Informationen:
https://www.leopoldina.org/veranstaltungen/veranstaltung/event/3211/

Publikationen in der Reihe „Leopoldina-Diskussion“ sind Beiträge der
genannten Autorinnen und Autoren. Mit den Diskussionspapieren bietet die
Akademie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit,
flexibel und ohne einen formellen Arbeitsgruppen-Prozess Denkanstöße zu
geben oder Diskurse anzuregen und hierfür auch Empfehlungen zu
formulieren.

Das Diskussionspapier wurde im Auftrag der Leopoldina-Arbeitsgruppe
„Archäologisches Kulturerbe“ erarbeitet. Die Arbeitsgruppe veröffentlichte
bereits Diskussionspapiere zum kulturellen Erbe in Nord- und Ostsee, zur
Notfallvorsorge und zu Notfallverbünden. Zur Arbeitsgruppe:
https://www.leopoldina.org/politikberatung/arbeitsgruppen
/archaeologisches-kulturerbe/

Die Leopoldina auf X: https://www.twitter.com/leopoldina

Die Leopoldina auf YouTube:
https://www.youtube.com/@nationalakademieleopoldina

Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina
unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich
relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre
Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In
diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu
entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die
Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten
ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche
Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der
wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat
rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus
nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur
Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die
Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl
verpflichtet.

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