KI für mehr Gesundheit im Saarland: Erste Health.AI-Projekte starten mit Millionenförderung
In den kommenden Jahren investiert das Bundesforschungsministerium im
Saarland Forschungsgelder in zweistelliger Millionenhöhe in Projekte, die
mit Künstlicher Intelligenz (KI) die medizinische Versorgung besser machen
sollen. Unter dem Dach des Netzwerks Health.AI sollen einfallsreiche
Prototypen erforscht und entwickelt werden. Das Netzwerk, an dem im
Saarland viele Akteure beteiligt sind, unterstützt insgesamt 27
Forschungsprojekte. Nach Auswahl der geförderten Konzepte und
umfangreichen Vorarbeiten sind jetzt die ersten Vorhaben angelaufen.
Wäre es nicht eine gute Sache, wenn bei Kernspin-Aufnahmen außer dem Arzt
oder der Ärztin auch Künstliche Intelligenz alles mit im Blick hätte und
vor einem Aneurysma warnt, das unerkannt zu tödlichen Blutungen führen
kann? Oder wenn KI erste Verdachtsmomente von Demenz bei einem einfachen
Telefongespräch erkennen, und so helfen könnte, die Krankheit
auszubremsen, noch bevor sie ausbricht? KI könnte auch die Therapie von
Parkinsonpatientinnen und -patienten engmaschig begleiten und jeden Tag
die individuell perfekte Medikamentendosis berechnen. Dies sind nur einige
Beispiele konkreter Projekte, an denen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Universität des Saarlandes und weiterer Hochschulen,
von Forschungsinstituten, Kliniken und Unternehmen jetzt unter der Flagge
des Netzwerks Health.AI im Saarland forschen werden.
Bereits in diesem und im nächsten Jahr sollen 17 Health.AI-Projekte an den
Start gehen. Forscherinnen und Forscher sowie Unternehmen hatten ihre
Ideen an der Schnittstelle von KI und Medizin in mehreren
Förderwettbewerben des Netzwerks eingebracht. Health.AI-Expertinnen und
Experten wählten die chancenreichsten Projekte aus und unterstützten
diese, die Förderanträge beim Bundesforschungsministerium zu stellen.
Kommissionen unabhängiger externer Experten begutachteten die Projekte und
das BMBF bewilligte bislang Forschungsförderung in Höhe von fast
zweieinhalb Millionen Euro. „Jetzt stehen diese ersten Fördergelder
bereit. Mit ihnen wollen wir bisher nicht ausgeschöpfte Potenziale der
Künstlichen Intelligenz für den Gesundheitsbereich im Saarland
erschließen“, sagt Professor Tobias Hartmann, Leiter des Instituts für
Demenzprävention an der Universität des Saarlandes und einer der führenden
Köpfe hinter Health.AI. „Wir befassen uns bei Health.AI damit, wie
Gesundheit in Zukunft besser gefördert, erhalten und wieder hergestellt
werden kann. Im Netzwerk wollen wir hierfür mit KI, Technologien und
vernetztem Wissen neue Wege finden und schaffen“, erklärt Tobias Hartmann.
Das saarländische Netzwerk Health.AI ist eines von deutschlandweit 23
Bündnissen, die 2021 im Rahmen der Programmlinie „WIR! – Wandel durch
Innovation in der Region“ ausgewählt wurden. Gemeinsam mit dem Verein
NanoBioNet und dem „K8 Institut für strategische Ästhetik“ hatte Hartmanns
Institut das Netzwerk Health-AI initiiert und die Bundesförderung in
Millionenhöhe eingeworben, um es ins Laufen zu bringen. Seit 2022 bauten
die Partner das Netzwerk im Saarland auf. Inzwischen gehören ihm 175
Partner an, darunter neben der Universität des Saarlandes, dem
Universitätsklinikum, der HBKsaar und der htw saar rund 50
Forschungseinrichtungen wie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche
Intelligenz DFKI und das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik
IBMT, das August-Wilhelm Scheer Institut, 70 Unternehmen, 16 Vereine und
Verbände, 20 Kliniken, 14 Netzwerke und Transfergesellschaften sowie fünf
Krankenkassen.
„Unser Netzwerk wird immer dichter, wächst und professionalisiert sich
zusehends. Als Verbundprojekt haben wir mit Health.AI im Saarland eine
neue Forschungsstruktur geschaffen“, erläutert Ralph Nonninger,
Vorstandsvorsitzender des Vereins NanoBioNet und Health.AI-
Bündnissprecher. „Wir bringen die Akteure zum Austausch und für Synergien
in Kontakt. Der Fokus liegt auf innovativen Projekten speziell für unsere
strukturschwachen Landkreise: Es geht darum, zugleich die
Gesundheitsversorgung zu verbessern, die Wirtschaft zu fördern und zum
Strukturwandel im Saarland beizutragen“, sagt Ralph Nonninger.
Hierzu bündelt das Netzwerk die vorhandenen Stärken in den Bereichen IT
und Medizin im Saarland. An der Universität des Saarlandes etwa sind
Informatikwissenschaften und der Bereich „NanoBioMed“ an der Schnittstelle
von Medizin und Naturwissenschaften international sichtbare Schwerpunkte.
Auch an den weiteren saarländischen Hochschulen, Forschungsinstituten und
zahlreichen Unternehmen besteht in diesem Feld große Expertise. „Wir
vernetzen die Partnerinnen und Partner und bringen vorhandenes Wissen in
einem Bündnis zusammen, um die Entwicklung von Innovationen zu
beschleunigen“, sagt Ralph Nonninger.
Die jetzt unter dem Dach von Health.AI nach und nach startenden
Forschungsprojekte unterstützt das Netzwerk weiter und flankiert sie mit
gebündeltem Know-how. „Wir helfen dabei, die Projekte ins Laufen zu
bringen, um die Hürden, die ein solches Projekt in der Praxis mit sich
bringt, zu überwinden“, sagt die Bündniskoordinatorin Julia Hartnik von
K8. „Das heißt konkret: Wir begleiten bei Anträgen und organisatorischen
Fragen, finden geeignete Partner, stellen auch Fort- und Weiterbildung
bereit, die hochspezialisiertes Wissen, und Zusatzkompetenzen vermitteln.
Und wir unterstützen bei Datenschutz-Anforderungen und rechtlichen, wie
ethischen Fragen rund um KI, was bei derartigen Projekten im Bereich von
KI und Medizin in der Praxis von hoher Bedeutung ist“, ergänzt Julia
Hartnik. Damit das Ganze sich verstetigt und verselbstständigt, ist
inzwischen eine Genossenschaft für die Netzwerkmitglieder gegründet
worden.
Zu den einzelnen Forschungsprojekten folgen weitere Pressemitteilungen.
• Gestartet sind jetzt folgende Forschungsprojekte:
Cognipanion - Neurotechnologisches Gesundheitsmonitoring im Reallabor
”Hochautomatisiertes Fahrzeug“
Prof. Dr. Dr. Daniel Strauss (Systems Neuroscience & Neurotechnology Unit,
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Paragon Semvox GmbH
Kooperationspartner ZF Friedrichshafen AG, Prof. Dr. Michael Zemlin
(Zentrum für Digitale Neurotechnologien Saar, Universitätsklinikum des
Saarlandes)
FläKi - Entwicklung & Verprobung eines flächendeckenden Human in
the Loop KI Systems am Beispiel der augenärztlichen Behandlung
Dr. Ilka Sutor (VISYOnet Qualitätsnetzwerk Saar GmbH), Dr. Dirk Werth
(August-Wilhelm Scheer Institut gGmbH), Dr. André Schulz (Augenklinik
Sulzbach, Klaus Heimann Eye Research Institute, Knappschaftsklinikum Saar
GmbH), Julia Hartnik (K8 Institut für strategische Ästhetik gGmbH)
KI-Katarakt - Entwicklung eines KI-gestützten Systems zur Identifizierung
von prädiktiven Faktoren im Rahmen des perioperativen
Komplikationsmanagements in der Katarakt-Chirurgie
Kevin Dewi (n-systems GmbH & Co. KG), Dr. André Schulz (Augenklinik
Sulzbach, Klaus Heimann Eye Research Institute, Knappschaftsklinikum Saar
GmbH), Dr. Ralph Nonninger (cc-NanoBioNet e.V.)
Health.AI - ELI - Ehtical and Legal Implications
Rechtsanwalt Stefan Hessel, LL.M. (Reusch Rechtsanwaltsgesellschaft mbH),
Dr. Timo Speith (Algoright e.V.), Prof. Dr. Tobias Hartmann (Deutsches
Institut für Demenzprävention, Universität des Saarlandes)
• Folgende Projekte starten demnächst:
Skills4Kids – Förderung gesunder Strategien zur Emotionsregulation bei
Kindern mit sozial-interaktiven KI-Avatare
Prof. Dr. med. Eva Möhler (Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie, Universität des Saarlandes), Dr. Jan
Alexandersson (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
GmbH, Saarbrücken), Dr. Jochen Frey (Pioneo GmbH), Frank Laubscher (IKK
Südwest)
iManageParKInson - Optimierte medikamentöse Einstellung und
Therapiekontrolle bei Parkinson mittels intelligenter Tagebuch- und
Selbstmanagement-App
Dipl.-Inform. Stephan Kiefer (Fraunhofer-Institut für Biomedizinische
Technik IBMT), Dr. med. Fatma Merzou (Klinik für Neurologie, Universität
des Saarlandes), Dipl.-Psych. Jan Spilski (insight.out GmbH),
Kooperationspartner: Selbsthilfeverein Jung und Parkinson e.V., Saarland
AI4KOnCo - AI for Kids Oncology Consent
Massimo Romanelli (semvox GmbH), Dr. Jochen Frey (Pioneo GmbH), Prof. Dr.
Roikos Furtwängler (Klinik für pädiatrische Onkologie und Hämatologie,
Universität des Saarlandes), Prof. Dr. Günter Neumann (Deutsches
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Saarbrücken), Prof. Dr.-Ing.
Christoph Sorge (Lehrstuhl für Rechtsinformatik, Universität des
Saarlandes), Prof. Dr. Volker Hielscher (Institut für Sozialforschung und
Sozialwirtschaft e.V.)
ChatPatientsCare - Patient-Maschinen-Interaktion: Pepper im
Gesundheitswesen
Dr. rer. nat Dietmar Hecker (Fachbereich für HNO-Heilkunde, Universität
des Saarlandes), Univ.-Prof. Dr. Cornelius König (Arbeitseinheit Arbeits-
& Organisiationspsychologie, Universität des Saarlandes), Dr.-Ing. Tim
Schwartz (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI,
Saarbrücken)
DEMKAPPS1 - DEMenz FrüherKennung und APP-basierte Intervention in der
Primärversorgung
Dr. Johannes Tröger (ki elements GmbH), Prof. Dr. Matthias Riemenscheider
(Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität des Saarlandes),
Prof. Dr. Dagmar Renaud (Hochschule für Technik und Wirtschaft des
Saarlandes), Dr. Doron Stein (memodio GmbH), Kooperationspartner Dr. Jutta
Dick (Gesundheits-Netz Saar, Genesa eG)
SilVeR - Intelligente Terminplanungsplattform für die Silver Society zur
Verbesserung des Zugangs zur gesundheitlichen Versorgung in ländlichen-
strukturschwachen Regionen
Phase 1 – Nutzer:innenanalyse und systematische Konzeption für einen
fachärztlichen Modellverbund
Annika Ulich (Digital Urban Center for Aging & Health eG), Anna Thonet
(Medical eye research xperts Institut gGmbH), Dr. Dirk Werth (August-
Wilhelm Scheer Institut gGmbH), Mirjam Schwan (FITT gGmbH), Assoziierte
Partner: Prof. Dr. Hans-Joachim Weber (AAL-Netzwerk Saar e.V.)
Datenraum Health.AI - Voraussetzungen für einen DSGVO-gerechten und
verantwortungsvollen Umgang mit Gesundheitsdaten
Dr. Ralph Nonninger (cc-NanoBioNet e.V.), Dr. Jan Alexandersson (Deutsches
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, Saarbrücken), Dr.
Christoph Endres (sequire technology GmbH), Dr. Soenke Zehle (K8 Insititut
für strategische Ästhetik gGmbH)