UZH stärkt ihre Luft- und Raumfahrtsforschung im Innovationspark Zürich
Mit interdisziplinärer Forschungsstärke und einem internationalen Netzwerk
leistet der UZH Space Hub bedeutende Beiträge in der Fernerkundung, der
Astrophysik, den Space Life Sciences oder der autonomen Navigation von
Drohnen. Der neue Standort im Innovationspark Zürich bietet nun die
Chance, ein einzigartiges Weltraum-Ökosystem aufzubauen, das Forschung,
Technologie und Wirt-schaft verknüpft und den Weg für zukünftige
Innovationen ebnet.
Die Erkundung des Weltraums hat das Wissen über das Universum, aber auch
über die Erde und den Men-schen in den letzten Jahrzehnten enorm
erweitert. Treiber dahinter waren vornehmlich staatlich geförderte,
internationale Kooperationen und heute zunehmend auch private
Raumfahrtunternehmen. Der Kanton Zü-rich hat sich dieses Jahr zum Ziel
gesetzt, seine Innovationskraft im Thema Raumfahrt zu stärken. «Mit ihrer
Forschungsstärke, ihrer interdisziplinären Expertise und ihren
internationalen Kooperationen ist die Universi-tät Zürich prädestiniert,
dazu einen entscheidenden Beitrag zu leisten», sagt Regierungsrätin Silvia
Steiner anlässlich der Medienkonferenz zum UZH Space Hub. Dieser bündelt
seit 2018 die Luft- und Raumfahrtaktivi-täten der Universität Zürich (UZH)
und ist vor kurzem in die Halle 4 im Innovationspark Zürich eingezogen.
Multiperspektivische Annäherung an den Weltraum
Die wichtigsten Forschungsschwerpunkte des UZH Space Hub umfassen
Fernerkundung und Erdbeobach-tung, Astrophysik, Space Life Science sowie
die autonome Navigation von Drohnen. Einbezogen werden aber weit mehr als
nur technische oder naturwissenschaftliche Fragen, sondern auch ethische,
philosophische und theologische – selbst in den Filmwissenschaften ist das
All Gegenstand von Forschung. «Die Vielfalt der The-men zeigt, dass der
Weltraum und die Erde multiple Aspekte des menschlichen Daseins umfassen,
mit denen sich Naturwissenschaftlerinnen ebenso wie Geistes- und
Sozialwissenschaftler auseinandersetzen. Als grösste Schweizer
Volluniversität möchten wir möglichst viele dieser Dimensionen in die
Erkundung des Weltraums und der Erde einbringen und mittels
interdisziplinärer Arbeit gewinnbringend verknüpfen», betont UZH-Rektor
Michael Schaepman.
Blick auf die Erde und ins Universum
Dies geschieht etwa in der Fernerkundung, wo UZH-Forschende mittels
modernster Sensortechnik auf Flug-zeugen, Drohnen und Satelliten
detaillierte Daten über Umweltbedingungen und atmosphärische Prozesse
sammeln. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel Biodiversität
quantifizieren oder die Veränderung in der Zu-sammensetzung von
Pflanzengemeinschaften überwachen. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, den
mensch-lichen Einfluss auf regionale, aber auch globale Ökosysteme zu
verstehen, und dienen als Basis, um Schutz- oder Anpassungsstrategien für
Umwelt und Klima zu entwickeln. Dank dem direkten Zugang zum Flugplatz
Dübendorf können die benötigten Sensoren und Daten gleich vor Ort
verbessert und verarbeitet werden, bevor sie später in weiteren
Forschungsprojekten oder Satelliten zum Einsatz kommen.
Die umgekehrte Blickrichtung – von der Erde ins All – nehmen UZH-
Forschende in der Astrophysik ein. Sie ergründen die grossen Fragen des
Universums: Wie entstehen und entwickeln sich Planeten, Sterne und
Galaxien? Mit Beobachtungsdaten und Simulationen, unterstützt durch
modernste Hochleistungsrechner, widmen sie sich den Rätseln um Dunkle
Materie, Dunkle Energie und ihren Einfluss auf die Expansion des Kosmos.
Über ihre Beteiligung an bedeutenden internationalen ESA- und NASA-
Missionen wie EUCLID, LISA, ARRAKIHS oder JUNO tragen sie massgeblich zum
Verständnis kosmologischer Phänomene sowie zur interna-tionalen Vernetzung
bei.
Der Weltraum als Werkstatt
In den Space Life Sciences wiederum ergründen Forschende des UZH Space Hub
die fundamentalen Auswir-kungen der Schwerkraft. Im Zuge des im
Innovationspark Zürich initiierten Schweizer Parabelflugprogramms oder auf
der International Space Station (ISS) erforschen sie, wie zelluläre und
molekulare Prozesse unter Erd- und Mikrogravitationsbedingungen ablaufen
und wie sich Schwerkraft auf Körperfunktionen und geneti-sche Stabilität
auswirkt. Dabei haben sie ein Verfahren entwickelt, das Schwerlosigkeit
als hochwirksames Werkzeug einsetzt, um dreidimensionale Gewebe
herzustellen. Auf der Erde gelingt dies ohne aufwändige Stützskelette nur
zweidimensional. Das UZH-Spin-off Prometheus Life Technologies AG züchtet
auf diese Weise aus adulten menschlichen Stammzellen sogenannte Organoide,
die dereinst etwa in der Präzisions- und Transplantationsmedizin verwendet
werden könnten.
Inkubator für Forschung, Technologie und Innovation
Jungunternehmen wie Prometheus Life Technologies können die Infrastruktur
des UZH Space Hub mitnutzen: In der Halle 4 lassen sich Fluglabor-,
Werkstatt- und Büroflächen mieten sowie Testungen in hochmodernen Labors
durchführen. Letzteres ist für Start-ups besonders attraktiv, da die
Einrichtung eines eigenen Labors die finanziellen Möglichkeiten meist weit
übersteigt. «Der UZH Space Hub möchte einen Rahmen dafür schaf-fen, dass
Wissen geteilt, Synergien genutzt und Neues erforscht, entdeckt und
entwickelt werden kann», sagt Oliver Ullrich, Direktor des UZH Space Hub.
Er ist überzeugt, dass der erdnahe Orbit mit dem Ende der ISS im Jahr 2030
im Zuge einer neuen Weltraumwirtschaft noch viel intensiver genutzt werden
wird – nicht nur als Forschungs-, sondern auch als Produktionsstätte.
UZH-Forschung bildet das Fundament einer Wertschöpfungskette
Die Integration in den Innovationspark Zürich mit bereits bestehendem
Fokus auf Luft- und Raumfahrt, die Anbindung an den Flugplatz Dübendorf,
dies alles in nächster Nähe zur Hochschul- und Wirtschaftsmetropo-le
Zürich, wo sich neben der ETH Zürich weitere Institutionen und Firmen von
Weltruf befinden, bietet laut Ullrich ein einzigartiges Setting, um ein
Weltraum-Ökosystem zu entwickeln. Dieses soll weitere Akteure aus den
Bereichen Luft- und Raumfahrt anziehen: von Forschungsinstitutionen über
Start-ups, KMUs bis hin zu etablierten und global agierenden Unternehmen
aus den Bereichen Space und Aviation. «Die UZH legt mit ihren
hervorragenden Forschungsleistungen ein stabiles Fundament und bildet dank
ihrer starken Vernet-zung zugleich ein Scharnier zwischen Wissenschaft und
Entwicklung, Technologie und Wirtschaft», so Ullrich. «Wir sind Teil einer
Wertschöpfungskette, indem wir Wissen generieren, weitergeben und über
Innovationen schliesslich für die Gesellschaft nutzbar machen.»