Wann schmecken Lebkuchen, Spekulatius und Co am besten? Eine Lebensmitteltechnologin verrät den perfekten Zeitpunkt


Alle Jahre wieder geht sie los die Diskussion. Spätestens im September
stehen sie in den Supermarktregalen. Vanillekipferl, Dominosteine und
anderes typisch weihnachtliches Gebäck. Und während sich die einen darüber
aufregen, dass man diese Leckereien schon im Spätsommer kaufen kann,
schwören die anderen, dass sie zu keinem Zeitpunkt im Jahr besser
schmecken. Aber stimmt das auch? Wir machen hier ein für alle Mal Schluss
mit diesem Streit.
Nele Timpe (25) kommt aus der Nähe von Osnabrück und hat einen Job, auf
den viele neidisch sind. Sie beschäftigt sich den ganzen Tag mit der
Kreation von Rezepten, dem Verkosten von Kuchen und Keksen und er Frage,
wie ein köstliches Produkt noch leckerer werden könnte. Neben ihrem Job
als Werksstudentin eines großen Lebensmittelherstellers studiert die an
der SRH Fernhochschule Lebensmittelmanagement- und Technologie. Nele sagt
glücklich: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“
„Nach dem Abi sollten alle eine Ausbildung machen“
Nach dem Abi legte sie erst einmal ein Jahr Pause ein, um sich im
Anschluss ihrem Studium der Innenarchitektur zuzuwenden. Doch sie merkte
schnell, dass das noch nicht das Richtige für sie ist. „Das war zu
unkreativ“, erzählt die junge Frau. Also beschloss sie, das Handwerk einer
Konditorin zu erlernen. Backen mochte sie schon immer. Also warum nicht
direkt die passende Ausbildung dazu machen? Eine Entscheidung, die sie nie
bereut hat: „Eigentlich sollten alle nach dem Abitur zuerst eine
Ausbildung machen. Dabei lernt man unheimlich viel. Nach der Schule hat
man ja oft gar keine Ahnung, was einem eigentlich liegt oder was man will.
Mit der Ausbildung bekommt man einen direkten Bezug zum Berufsleben, lernt
Menschen kennen, die zum Teil schon Jahrzehnte dabei sind. Mit denen kann
man sich ganz anders austauschen als mit Kommilitonen.“
Doch Nele wollte noch mehr aus ihrem Handwerk herausholen. Noch während
der Ausbildung begann sie Lebensmittelmanagement- und Technologie an der
SRH Fernhochschule – The Mobile University, zu studieren und fand schon
kurz danach den Job als Werksstudentin. Jetzt arbeitet sie 20 Stunden beim
Lebensmittelkonzern und entwickelt neue Naschereien während sie parallel
ihr Studium zu Ende bringt. Sie freut sich: „Das ist für mich der absolute
Best Case. So sind beide Welten super vereinbar.“
Ideenküche für Weihnachtsgebäck läuft auf Hochtouren
Gerade eben geht es in ihrem Job vor allem um Weihnachtsgebäck. „Gerade
eben habe ich eine Rezeptur für einen weihnachtlichen Käsekuchen
entwickelt“, erzählt sie. Was das traditionelle Gebäck angeht, verrät sie,
dass vor allem Lebkuchen und Spekulatius zu den Favoriten der Deutschen
gehören. Diese werden bereits im Sommer produziert und kommen am Ende
August, spätestens jedoch im September in die Regale. Wobei wir wieder bei
der Eingangsfrage wären. Wann genau kauft uns isst man das
Weihnachtsgebäck denn am besten?
Frische, Geschmack, Konsistenz: Wann schmeckt Weihnachtsgebäck wirklich am
besten?
Nele lacht: „Für viele Leute ist das ein absolutes No-Go, diese Sachen
jetzt schon zu kaufen. Wir Lebensmitteltechnologen freuen uns dagegen sehr
darüber. Wir decken uns dann direkt mit jeder Menge Weihnachtsgebäck ein.
Wir brauchen das für unsere Versuchsküche.“ Nun gibt es aber auch die
Fraktion, die steif und fest behauptet, dass Spekulatius und Co. jetzt im
September am besten schmecken. Ist das tatsächlich so? Hierauf hat die
Lebensmitteltechnologin eine klare Antwort: „So lange die Verpackung
geschlossen ist, ändert sich im Verlauf der nächsten Monate geschmacklich
gar nichts. Erst wenn man sie ein Jahr lang im Schrank liegen hat, kann es
sein, dass das Aroma nicht mehr ganz so intensiv ist.“ An der Konsistenz
und Frische gibt es demnach, zumindest aus lebensmitteltechnologischer
Sicht, ebenfalls keine signifikanten Änderungen, womit klar wäre:
Weihnachten ist ein Gefühl und hat wenig mit Geschmack zu tun
Wann genau Weihnachtsgebäck am besten schmeckt, ist eine rein ideologische
Frage. Kann man es verschmerzen, dass kein Jingle Belles im Radio tüdelt
und auch kein Schnee liegt, schmecken Herzen, Sterne, Brezeln im September
genauso wie im Januar. Und überhaupt gab es auch schon Heiligabende in
Deutschland mit 24 Grad und Sonnenschein. Für diesen Fall sind Spekulatius
perfekt. Da schmilzt keine Schokolade.
Jeden Tag Süßigkeiten – Wie bleibt man da schlank?
Eine Frage hätten wir dann aber noch zu Schluss. Obwohl Nele den ganzen
Tag mit Kuchen, Desserts und Keksen hantiert, ist sie gertenschlank. Wie
ist das möglich? Danach gefragt lacht sie: „Ich esse sehr gerne Süßes,
lasse deswegen manchmal aber auch eine Mahlzeit aus. Das Mittagessen auf
der Arbeit besteht meistens aus Kuchen und anderem Süßkram. Aber ich
arbeite auch mit Kolleg:innen, die seit 20 Jahren hier sind und denen es
noch immer nicht zu viel Süß ist. Zum Glück bewegen wir uns aber auch
viel. Wir haben ja keine Bürojobs.“
Ohnehin freut sich die angehende Lebensmitteltechnologin über die
angenehmen Arbeitszeiten. „Ich habe Gleitzeit, fange aber trotzdem früh
an. Spätestens um 7 Uhr geht’s los, ist ne alte Konditorenkrankheit“,
schmunzelt sie.
Wir freuen uns jedenfalls auf die vielen köstlichen Sachen, die Nele
entwickelt und die auch wir hoffentlich bald probieren können. Ganz egal
zu welcher Jahreszeit.