Zum Hauptinhalt springen

Geovisualisierung: Visionen der FHWS für Würzburgs Zukunft - ökologisch, klimafreundlich, sozial und lebenswert

Pin It

Studierende der Geovisualisierung entwickeln ausgefallene Ideen, die das
Stadtbild Würzburgs erheblich verändern könnten

Ein Stadion auf dem Sanderrasen, ein Flussbad im Alten Hafen, ein
Fahrradhighway über der Innenstadt und Salatanbau am Paradeplatz? Sind
solche Ideen undenkbare Spinnerei oder durchaus denkbare Visionen für ein
Würzburg der Zukunft? Mit dieser Frage und damit, wie eine ökologische,
gerechte und soziale Stadt der Zukunft aussehen könnte, haben sich im
vergangenen Sommersemester zwanzig Studierende des Studiengangs
Geovisualisierung an der Hochschule für angewandte Wissenschaften
Würzburg-Schweinfurt (FHWS) beschäftigt. Die Ergebnisse, so die Dekanin
Prof. Dr. Daniela Wenzel, verblüffen, machen Spaß und regen zum
Weiterdenken an.

„Den Rahmen für die kreative Ideenwerkstatt bildete die im vierten
Semester anstehende `Projektbezogene Geovisualisierung`, in der die
Studierenden ihre Fähigkeiten im Bereich Visualisierung erproben und
ausbauen“, berichtet Stefan Sauer, Mitarbeiter im Studiengang
Geovisualisierung. Statt einen standardisierten Arbeitsauftrag zu stellen,
trug der als innovativ bekannte Hochschul-Dozent seinen Studierenden auf,
ein städtebauliches Konzept für die Weiterentwicklung der Stadt Würzburg
zu entwerfen, das den Herausforderungen der Zukunft gerecht wird.

Im Fokus sollten dabei die Aspekte Ökologie, Klimafreundlichkeit, soziale
Gerechtigkeit und lebenswertes Wohnen stehen. „Beispiele, wie eine als
Skipiste genutzte Müllverbrennungsanlage in Kopenhagen, die Stadtseilbahn
von Caracas oder landwirtschaftlich genutzte Hausdächer in New York
zeigen, dass das machbar ist“, machte Sauer den Studierenden im Vorfeld
klar. Nach einem Gang durch Würzburg und einem Workshop mit dem
Architekten Matthias Braun entstanden anhand von Stadtplänen und Fotos
erste Konzepte. Dann folgte die Ausarbeitung mit Planzeichnungen,
Renderings, einem Plakat sowie einer medialen Live-Präsentation.

Dass die Studierenden nah am Puls der Zeit sind, zeigen Ideen wie die
urbane Seilbahn, Park & Ride am Greinberg, die Umgestaltung des
Hauptbahnhofs oder die Renaturierung der Pleichach. Andere wiederum haben
bewusst noch höher hinausgedacht. Georg Novotny etwa träumt unter dem
Titel „Alles im Fluss“ von einer schwimmenden Plattform im Main in
Ammonitenform sowie einem Pavillon an der alten Schleuse und will so neue
Räume mit echter Aufenthaltsqualität schaffen. „Ich fand es schon immer
schade, dass der Mainkai, der ja eigentlich eine Schauseite der Stadt ist,
vom Verkehr überflutet wird“, so Novotny. Die große Freiheit und die
Möglichkeit, das eigene Erleben einzubringen, haben ihn von Anfang an
gereizt.

Dass Novotny mit seiner Idee einen neuralgischen Punkt getroffen hat,
zeigt die aktuelle Diskussion um das Sonntagsfahrverbot am Mainkai.
Christoph Dürr will mit seinem Projekt „Autonom in die Zukunft“ den
Autoverkehr in der Innenstadt verringern, ohne dabei dem Einzelhandel zu
schaden. Sein Mittel der Wahl sind eng getaktete selbstfahrende E-Busse,
die in anderen Städten bereits in der Erprobung sind.

Ein Mehrwert für alle Seiten war die Beteiligung der Stadt Würzburg. Peter
Wiegand und Uwe Kömpel vom Fachbereich Stadtplanung haben den
Arbeitsfortschritt kommentiert und die Studierenden mit progressiven
Anregungen aus der eigenen Denkwerkstatt ermutigt, „über den realen
Horizont hinaus zu denken und undenkbare Ideen weiter zu spinnen“. Warum?
„Es geht darum, feste Denkmuster zu durchbrechen, die Dinge zu
überspitzen, bewusst mal übers Ziel hinauszuschießen. Nur so kommt man in
die Köpfe der Menschen rein, kann man öffentliche Akzeptanz und Phantasie
anregen“, so Kömpel. Auf einen Liebling will sich der Stadtentwickler
nicht festlegen: „Alle Ideen haben ihre Berechtigung und können bei der
Suche nach Lösungen fruchtbar sein“, stellt er klar.

Plakate auf der Messe

Wer sich von den Ideen der jungen Visualisierer inspirieren lassen will,
kann dies in Kürze auf der Mainfrankenmesse tun: Zehn der zwanzig
Präsentations-Plakate sind vom 25. September bis 3. Oktober am Stand der
Stadt Würzburg zu sehen. Außerdem können Besucherinnen und Besucher mit
der „Domstraße vor 1945“ und der „Balthasar-Neumann-App“ zwei weitere
innovative, an der FHWS entwickelte Projekte live erleben.

Für Dozent Stefan Sauer ist das Ziel der Vorlesung mehr als erreicht. „Ich
wollte die jungen Leute zu neuen Ideen ermutigen, an denen sie wachsen und
für die sie sich kreativ und emotional engagieren können“, sagt er. „Wenn
es die Arbeiten dann noch in die Öffentlichkeit schaffen und Menschen vor
den Plakaten stehen und diskutieren, sind wir genau da, wo wir hinwollen.“