Vor dem Pilze sammeln über Cäsium-Belastung informieren
Mit Beginn der Pilzsaison lockt es Viele in den Wald, um den eigenen
Speiseplan zu erweitern. Doch bei aller Freude über ein besonders schön
gewachsenes Exemplar kann es angeraten sein, auch einmal der Versuchung zu
widerstehen und einen schmackhaften Speisepilz an seinem Platz zu lassen:
Vor allem in Süddeutschland weisen einige Pilzarten laut dem aktuellen
Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) stark erhöhte Mengen
an radioaktivem Cäsium (Cäsium-137) auf.
„Das radioaktive Cäsium in den Pilzen stammt noch immer aus dem
Reaktorunfall in Tschernobyl vor 35 Jahren“, erklärt BfS-Präsidentin Inge
Paulini. „Anders als in landwirtschaftlichen Böden ist es in Waldböden in
einer Form vorhanden, in der Pflanzen und Pilze es aufnehmen können – und
einige Pilzarten sind besonders gut darin.“
Für den Pilzbericht untersucht das BfS jährlich die Cäsium-137-Belastung
von Pilzen an ausgewählten Standorten in Süddeutschland. „Wir sehen, dass
die Belastung insgesamt langsam zurückgeht, aber vereinzelt treten immer
noch Werte von über 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse
auf“, führt Paulini weiter aus.
„Pilze, die in den Handel gebracht werden, dürfen höchstens 600 Becquerel
pro Kilogramm Frischmasse aufweisen. Der Grenzwert schützt aber nicht,
wenn man für den Eigenbedarf selbst Pilze sammelt“, erklärt Paulini.
„Gelegentlich auch höher belastete Pilze zu verzehren, ist zwar nicht
verboten. Dennoch sollte man sich über die üblicherweise stärker
belasteten Pilzarten informieren und sie im Wald stehen lassen, um eine
unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden.“
Wie stark ein Pilz belastet ist, hängt sowohl von der Pilzart als auch vom
Standort eines Pilzes ab. Höher belastete Pilze kommen vor allem in
Regionen vor, in denen nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl
überdurchschnittlich viel Cäsium abgelagert wurde. Dazu gehören Teile
Bayerns wie beispielsweise der Bayerische Wald. Eine Übersichtskarte über
die Cäsium-Verteilung in Deutschland ist im Pilzbericht des BfS enthalten.
Besonders hohe Werte von über 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm
Frischmasse stellte das BfS in den Jahren 2018 bis 2020 bei
Semmelstoppelpilzen, Rotbraunen Semmelstoppelpilzen, verschiedenen
Schnecklingsarten, Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen, Gemeinen
Rotfußröhrlingen, Maronenröhrlingen, Mohrenkopfmilchlingen,
Ockertäublingen, Reifpilzen, Seidigen Ritterlingen, Violetten
Lacktrichterlingen, und Ziegenlippen fest.
Niedrig belastet, also regelmäßig unter 5 Becquerel Cäsium-137 pro
Kilogramm Frischmasse, und aus Sicht des Strahlenschutzes unbedenklich zu
verzehren, waren der Blutende Waldchampignon, der Mönchskopf, der
Riesenporling, der Safran-Riesenschirmling und der Schopftintling.
Zuchtpilze wie Champignons weisen ebenfalls nur geringe Mengen von
Cäsium-137 auf.
Weitere Informationen:
• Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz
• Radioaktive Belastung von Pilzen und Wildbret
Bundesamt für Strahlenschutz
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) arbeitet für den Schutz des
Menschen und der Umwelt vor Schäden durch Strahlung. Das BfS informiert
die Bevölkerung und berät die Bundesregierung in allen Fragen des
Strahlenschutzes. Die über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerten
Strahlenrisiken, überwachen die Umweltradioaktivität, unterstützen aktiv
im radiologischen Notfallschutz und nehmen hoheitliche Aufgaben wahr,
darunter im medizinischen und beruflichen Strahlenschutz. Ultraviolette
Strahlung und strahlenrelevante Aspekte der Digitalisierung und
Energiewende sind weitere Arbeitsfelder. Als wissenschaftlich-technische
Bundesoberbehörde betreibt das BfS Forschung und ist mit nationalen und
internationalen Fachleuten vernetzt. Weitere Informationen unter
www.bfs.de.