Kinder nicht als Tyrannen abstempeln – Stellungnahme zur TV-Dokumentation zur Arbeit des Kinderpsychiaters Winterhoff
Kinder, die sich auffällig verhalten und ihre Eltern herausfordern, tun
dies aus einer inneren Not heraus, nicht um ihre Eltern zu tyrannisieren.
Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung
und Familientherapie (DGSF) in einer Stellungnahme anlässlich der im
August ausgestrahlten WDR-Dokumentation zu den Behandlungsmethoden des
Bonner Kinder- und Jugendpsychiaters Michael Winterhoff hin.
Der systemische Fachverband betont, dass eine angemessene und wirksame
Praxis der Kinder- und Jugendhilfe nur möglich ist, wenn die Betroffenen
nicht als Objekte staatlicher und medizinischer Fürsorge betrachtet,
sondern bei pädagogischen und therapeutischen Maßnahmen beteiligt werden.
Patientinnen und Patienten und deren Familien sei mit dem gebührenden
Respekt, Interesse und hoffnungsgebender Zuversicht zu begegnen, schreibt
die DGSF in ihrer Stellungnahme zur Winterhoff-Dokumentation. Eine solche
Haltung zeige sich bei den in der TV-Dokumentation gezeigten Fällen und in
den Büchern Winterhoffs in keiner Weise. Dort werde vielmehr das
scheinbare Versagen der Eltern und des Schulsystems präsentiert, ebenso
eine „lineare Sichtweise“ auf Erziehungsziele.
Das Abstempeln als Tyrannen verhindere, dass Kinder als leicht verletzbar
wahrgenommen werden und die für ein gesundes Heranwachsen notwendige
Anerkennung und emotionale Zuwendung erhalten. Notwendig sei zudem, eine
systemübergreifende Kooperation der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit der
Jugendhilfe. Problematisch werde diese Kooperation allerdings, wenn „die
Jugendhilfe ihren eigenen Auftrag verlässt und die Verordnungen eines
Kinder- und Jugendpsychiaters auch dann noch unreflektiert umsetzt, wenn
es Kindern dadurch augenscheinlich schlechter geht.“
Zur Stellungnahme: www.dgsf.org (Startseite / Fachthemen / Stellungnahmen)
Direkter Link: Stellungnahme: www.dgsf.org/themen/stellungna
/stellungnahme-zur-tv-dokument