Neues nationales Netzwerk zur Fernerkundung der Wälder


Feuer, Trockenheit, Sturm, Insekten – die Schäden der letzten Jahre haben
einmal mehr deutlich gemacht, wie verletzlich unsere Waldökosysteme sind.
Und sie haben gezeigt, dass Informationen schnell und unbürokratisch für
die verschiedenen Akteure verfügbar sein müssen, um gezielte Maßnahmen
einleiten und umsetzen zu können. Hier setzt das neue Copernicus-
Netzwerkbüro „Wald“ an: Seit dem 1. August 2021 schafft es eine
Schnittstelle zwischen den Akteuren im Wald und
Fernerkundungsexpert*innen.
Das neue, am Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde angesiedelte
Projekt wurde durch die Deutsche Raumfahrtagentur am Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) initiiert und durch das Bundesministerium für
Verkehr und digitale Infrastruktur finanziert. Die Copernicus-Produkte
bieten besonders in Bereichen der Schadenserkennung, der Strukturvielfalt,
aber auch der Baumartenerkennung wichtige Informationen in hoher
zeitlicher und räumlicher Auflösung. Während die meisten
Waldbesitzer*innen ihre Bäume vom Boden aus betrachten, schauen die
Copernicus-Missionen von oben, mithilfe von Erbeobachtungssatelliten, auf
die Wälder und können somit Hinweise zum Zustand, der Struktur und
Entwicklung der Wälder liefern.
Wichtige Ergänzung zu etablierten Systemen
Um die vielfältigen Ökosystemdienstleistungen der Wälder erhalten zu
können, werden kontinuierliche und flächendeckende Monitoring-Systeme
gebraucht. Die etablierten Systeme stellen hierzu umfangreiche
Feldbeobachtungen und langjährige Expertise zum Ökosystem Wald bereit,
können aber grundsätzlich keine räumlich expliziten Daten liefern. Zudem
sind sie periodisch angelegt mit langen Zeiträumen zwischen den
Stichtagen. Neue technische Entwicklungen in der Fernerkundung eröffnen
dagegen vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in bisher unbekanntem
Detailgrad. Im Falle eines Waldbrandes zum Beispiel ermöglichen sie eine
schnelle Kartierung der Lageeinschätzung, Ausbreitung und Intensität des
Feuers (Abbildung).
Wie dringend notwendig verbesserte Monitoring-Systeme sind, wurde durch
die Ereignisse der vergangenen Jahre bestätigt. Beginnend mit den Stürmen
im Oktober 2017 und der ausgeprägten Trockenheit der Sommer 2018 und 2019
konnten ausgedehnte Waldschäden beobachtet werden. Daraus ergab sich der
Bedarf, diese Schäden für betriebswirtschaftliche Planungen und politische
Entscheidungsfindungen zu erfassen und zu quantifizieren, aber auch
Methoden zur Früherkennung zu entwickeln.
Netzwerkbüro als Schnittstelle
Das Netzwerkbüro hat die Aufgabe, ein fachliches Netzwerk aufzubauen, in
dem alle wald- und forstwirtschaftlichen Fernerkundungsakteure eingebunden
sind. Es soll damit eine Schnittstelle zwischen Deutscher
Raumfahrtagentur, Ministerien, Behörden, Waldbesitzerverbänden, Forst- und
Naturschutzbehörden, Forstbetrieben, Stiftungen,
Schutzgebietsverwaltungen, Waldbesitzerverbänden und
Naturschutzorganisationen, Firmen und Forschungseinrichtungen und
relevanten Fördergebern schaffen.
Einerseits sollen bestehende Anwendungen und Aktivitäten von
Fernerkundungstechnologien erfasst und ausgetauscht werden, um aktuelle
Fragestellungen zu beantworten. Eine konkrete Aufgabe könnte hier die
Harmonisierung und Standardisierung von Daten und Erfassungsmethoden sowie
die Zusammenarbeit im Bereich der Open-Source-Werkzeuge sein. Andererseits
soll eine Bedarfsanalyse im Fachnetzwerk durchgeführt werden, ein
Nutzerkonzept entwickelt und Maßnahmen abgeleitet werden, um zukünftige
Fördermaßnahmen zu optimieren und dem festgestellten Bedarf anzupassen.
Workshops, Online-Seminare und nicht zuletzt die Fachsessions auf dem
„Nationalen Forum für Fernerkundung und Copernicus“ werden zahlreiche
Möglichkeiten zum Informationsaustausch und für fachliche Diskussionen
bieten.