Zum Hauptinhalt springen

Tschüss Rückenschmerz: Bandagen und Orthesen in der Behandlung der Wirbelsäule

Pin It

Deutschland „hat Rücken“. Fast jeder dritte Erwachsene hat oft oder
ständig Rückenbeschwerden. 18 Prozent der Deutschen leiden sogar unter
chronischen Rückenschmerzen. Erkrankungen des Rückens sind für rund ein
Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich. Fehlbelastungen und
Verletzungen der Wirbelsäule können sowohl im Alltag als auch im Sport
entstehen. Auf dem Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und
Sportorthopädie diskutieren hochspezialisierte Fachärzte vom 26. bis 28.
August deshalb unter anderem über die richtige zusätzliche Behandlung der
Wirbelsäule mit Bandagen und Orthesen.

„Die Orthesen-Versorgung an der Wirbelsäule muss nach sorgfältiger
Diagnostik vernünftig geplant werden“, sagt Prof. Dr. med. Bernhard
Greitemann, Ärztlicher Direktor und Chefarzt an der Klinik Münsterland.
„Gerade an der Wirbelsäule kommt es auf die korrekte Auswahl der Orthesen
an, um positive Effekte zu erzielen. Man muss den Markt gut kennen, die
Indikationen und Wirkprinzipien dieser Hilfsmittel beachten und jeweils
die Vor- und Nachteile der Orthesen-Versorgung berücksichtigen“.

Bei einfachen Beschwerden der Lendenwirbelsäule tragen viele Sportler
bandagenartige Orthesen. Sie geben vermehrt Sicherheit, verbessern zum
Teil den Krafteinsatz im Wettkampf.

Für angespannte verkrampfte Muskeln sind Bandagen mit Massier-Pelotten gut
anzuwenden, bei einem Facettensyndrom brauchen Patienten wiederum
entlordosierende Orthesen mit stabilisierenden Elementen, um den Schmerz
zu nehmen.

Nach Wirbelfrakturen, die konservativ oder operativ versorgt wurden, bei
Kyphosierungs-Tendenzen, vor allem aber bei stärkeren Schmerzsyndromen
können lumbale Kreuz-Stütz-Mieder oder 3-Punkt-Stütz-Orthesen sinnvoll
sein. Hier geht es um ein gutes Abstützen der Wirbelsäule.

Viele ältere Patienten, besonders Frauen, leiden unter Osteoporose. Es
kommt nicht selten zu Wirbelkörperbrüchen mit Haltungsverfall. Heute
werden Orthesen hierbei meist als aktives Trainingsgerät für eine
Haltungsaufrichtung angewendet. Man kann sie sehr gut dauerhaft im Alltag
tragen. Nur bei sehr starken Schmerzen gibt es Indikationen zu festeren,
abstützenden Orthesen.

Einen Wirknachweis haben die Wirbelsäulenorthesen in  großen
Übersichtsstudien noch nicht zeigen können. „Das liegt an der
Heterogenität der Studien, die oft keine zielgerichteten Indikationen und
damit unterschiedliche Beschwerdemechanismen einschließen,
unterschiedliche Orthesen mit jeweils anderen biomechanischen
Wirkmechanismen beinhalten und damit auch oft zu fehlender Wirkung führen
müssen“, so Greitemann. Zudem sind solche Studien sehr teuer.

Fest steht aber: bei Lumbalsyndromen, Spondylarthrosen, Frakturen,
osteoporotischen Frakturen und selten auch bei Wirbelsäulenentzündungen
können gut angepasste und sinnvoll ausgewählte Bandagen und Orthesen
zusätzlich zu anderen Therapien sehr gut helfen.