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Hochschule für Gesundheit informiert über Sprachentwicklungsstörungen

Prof. Dr. Andrea Dohmen setzt sich dafür ein, dass Sprachentwicklungsstörungen bekannter werden.  Ute Feuersänger  hsg Bochum
Prof. Dr. Andrea Dohmen setzt sich dafür ein, dass Sprachentwicklungsstörungen bekannter werden. Ute Feuersänger hsg Bochum
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Prof. Dr. Andrea Dohmen setzt sich dafür ein, dass Sprachentwicklungsstörungen bekannter werden.  Ute Feuersänger  hsg Bochum
Prof. Dr. Andrea Dohmen setzt sich dafür ein, dass Sprachentwicklungsstörungen bekannter werden. Ute Feuersänger hsg Bochum

Prof. Dr. Andrea Dohmen und Silvia Gosewinkel, Expertinnen des
Studiengangs Logopädie an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum),
beantworten am 16. Oktober 2020 - dem ‚Internationalen Tag der
Sprachentwicklungsstörung‘ - Fragen zum Thema Sprach- und
Kommunikationsauffälligkeiten bei Kindern.

Expertinnen des Studiengangs Logopädie an der Hochschule für Gesundheit
(hsg Bochum) beantworten Fragen zum Thema Sprach- und
Kommunikationsauffälligkeiten bei Kindern.

Am 16. Oktober 2020 ist der ‚Internationale Tag der
Sprachentwicklungsstörung‘. Prof. Dr. Andrea Dohmen und Silvia Gosewinkel
– beide aus dem Studienbereich Logopädie der Hochschule für Gesundheit
(hsg Bochum) – engagieren sich als Botschafterinnen der internationalen
Kampagne ‚Raising Awareness of Developmental Language Disorder‘ (übersetzt
etwa ‚Sensibilisierung für Sprachentwicklungsstörungen‘) für eine
Verbesserung des Informations- und Beratungsangebotes zum Thema
Sprachentwicklungsstörungen und ‚Late Talker‘ (übersetzt ‚späte
Sprecher‘).
„Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) ist eine Abweichung von der
unauffälligen Sprach- und Kommunikationsentwicklung. Sie geht entweder mit
anderen mitverursachenden Beeinträchtigungen zum Beispiel genetischen
Erkrankungen oder Hörstörungen einher. Oder sie tritt isoliert ohne eine
offensichtlich erkennbare Ursache auf“, erklärt Dr. Andrea Dohmen,
Logopädie-Professorin an der hsg Bochum. Am 16. Oktober 2020 beantworten
Dohmen und Gosewinkel im Rahmen einer Hotline Fragen zum Thema
Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern und den sogenannten ‚Late
Talkern`.

“Kinder, die jünger als drei Jahre sind und ohne ersichtliche Ursache
Verzögerungen in der Sprach- und Kommunikationsentwicklung zeigen, nennen
wir ‚Late Talker‘. Sie haben ein deutlich erhöhtes Risiko, im Laufe ihrer
Entwicklung eine Sprachentwicklungsstörung auszubilden. Aber nicht jedes
Kind mit einer verzögerten Sprach- und Kommunikationsentwicklung
entwickelt auch eine Störung“, erklärt Silvia Gosewinkel. Sie ist
wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studienbereich Logopädie an der hsg
Bochum.
Obwohl Sprachentwicklungsstörungen zu einer der häufigsten
Entwicklungsauffälligkeiten im Kindesalter zählen, sind sie in der Regel
weniger bekannt als andere Entwicklungsauffälligkeiten, wie zum Beispiel
die Lese-Rechtschreibstörung, berichtet Andrea Dohmen: „Knapp zehn Prozent
der Kinder eines Jahrgangs sind von einer Sprachentwicklungsstörung
betroffen. Das sind etwa zwei bis drei Kinder in jeder durchschnittlichen
Kindergartengruppe oder Schulklasse“.

Dies bestätigen auch die Ergebnisse einer Untersuchung von Caroline
Flemmig. Sie hat im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule für
Gesundheit Passanten in den Fußgängerzonen der Städte Bochum, Dortmund und
Essen über ihr Wissen zum Thema Sprachentwicklungsstörungen befragte. „Die
Studentin kommt zu dem Fazit, dass auch im Ruhrgebiet noch ein deutlicher
Aufklärungsbedarf über das Thema Sprachentwicklungsstörungen besteht“,
fasst Dohmen das Ergebnis zusammen.
So sei es beispielsweise wichtig, jedes Kind mit seinen
Sprachauffälligkeiten individuell zu betrachten, sagt sie. „Kinder mit
einer Sprachentwicklungsstörung zeigen ganz unterschiedliche
Auffälligkeiten. Probleme können in den Bereichen Aussprache, Wortschatz,
Grammatik und Kommunikation auftreten und wirken sich sowohl auf das
Sprachverständnis als auch die gesprochene Sprache aus“, erklärt Dohmen.
Auch sei es mitunter schwierig, eine Sprachstörung überhaupt zu erkennen,
weil die Kinder im Alltag sehr geschickt darin seien, diese zu
kompensieren, betont sie: „Während Störungen der Aussprache für das Umfeld
gut wahrnehmbar sind, werden insbesondere Störungen des
Sprachverständnisses, also des Verständnisses, was Menschen meinen, wenn
sie etwas sagen, leichter übersehen und später erkannt“, so die Logopädie-
Professorin.

Neben dem mangelnden Wissen über Sprachentwicklungsstörungen gebe es auch
Vorurteile über die betroffenen Kinder und deren Eltern, die einer
Behandlung des Kindes im Wege stünden, so Dohmen: „Vorurteile wie ‘Kinder
mit Sprachentwicklungsstörungen sind nicht so intelligent‘, ‘die Kinder
sprechen schlecht, weil die Eltern sie zu viel fernsehen lassen‘ oder ‘die
Kinder sind nur frech und zu faul ‘halten sich hartnäckig, obwohl sie
nicht stimmen.“, berichtet sie.

Aus diesem Grund engagieren sich Dohmen und Gosewinkel dafür, das Wissen
über die Sprachentwicklungsstörung stärker in das Bewusstsein der
Bevölkerung zu rücken. In Zukunft wollen sie eine ‚Late-Talker-
Sprechstunde‘ an der Hochschule für Gesundheit aufbauen, bei der sich
(besorgte) Eltern und Betreuungspersonen von Kindern im Alter zwischen
zwei und dreieinhalb Jahren über die Sprach- und Kommunikationsentwicklung
ihrer Kinder beraten lassen können.

Interessierte können sich zudem das Video ‚Lisa Logopädin erklärt
Sprachentwicklung und ihre Störungen‘ von Silvia Gosewinkel ansehen, in
dem die virtuelle Therapeutin Lisa leicht verständlich über den
Spracherwerb von Kindern und mögliche Störungen informiert
(https://www.youtube.com/watch?v=vtCmUgXRVso&t=39s).
Der diesjährige ‚Internationale Tag der Sprachentwicklungsstörung‘ macht
mit dem Hashtag #DLDSeeMe im englischsprachigen Raum und dem Slogan ‚#SES
– Schau hin!‘ im deutschsprachigen Raum auf die Störung aufmerksam.

Telefonsprechstunde am Internationale Tag der Sprachentwicklungsstörung
Besorgte Eltern, Erzieher*innen und Angehörige können den Mitarbeiterinnen
des Studiengangs Logopädie am 16. Oktober 2020 telefonisch zwischen 09.00
-11.00 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr unter der Nummer 0234-77727619 Fragen
zur Sprachentwicklung bei Kindern stellen.