Artenschutz: Kommunen ermuntern Bürger*innen zum naturnahen Gärtnern
Privatgärten in Deutschland könnten viel mehr für den Artenschutz
erreichen als bisher, zeigt das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt
gARTENreich. Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen empfehlen:
verschiedene Lebensräume schaffen, heimische Wildpflanzen nutzen, auf
Pestizide verzichten. Kommunen wie Gütersloh, Düren und Bad Salzuflen
informieren Bürger*innen mit gARTENreich-Materialien über naturnahes
Gärtnern. Alles Wichtige erfahren Interessierte auch bei einem Webinar am
22. Mai 2025.
Berlin, 1. April 2025 – Jeder Garten kann etwas für die Biodiversität tun
– durch eine vielseitige Gestaltung, heimische Wildpflanzen und eine
pestizidfreie Pflege. Die über 16 Millionen Privatgärten in Deutschland
sind bereits jetzt wichtig für Insekten und Co. Doch die meisten von ihnen
könnten noch deutlich mehr für den Artenschutz erreichen als bisher, wie
das Projekt gARTENreich zeigt. Mit Förderung durch das
Bundesforschungsministerium hat der Forschungsverbund unter Leitung des
Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Materialien zu
naturnahem Gärtnern erstellt, mit denen nun immer mehr Kommunen ihre
Bürger*innen informieren.
Bad Salzuflen, Bad Dürkheim, Düren, Erfurt und Gütersloh zeigen, wie es
geht: Auf ihren Internetseiten finden Bürger*innen Informationen zur
insektenfreundlichen Gartengestaltung. Dort erfahren Interessierte zum
Beispiel in einem Video, dass es in Deutschland etwa 560 Wildbienenarten
gibt, von denen mehr als die Hälfte gefährdet ist. Wie rettende
Lebensräume im Garten entstehen, zeigen die Kommunen unter anderem
mithilfe des gARTENreich-Einsteigerpakets.
„Egal wie klein ein Garten oder Vorgarten ist – für die Biodiversität in
unserer Stadt sind diese Lebensräume wichtige Bausteine“, sagt Beate
Gahlmann von der Stadt Gütersloh. „Wir freuen uns über alle, die
naturnahes Gärtnern ausprobieren möchten.“
Wie divers sind Deutschlands Gärten?
Das Projekt gARTENreich hat 2024 2.000 Gartenbesitzer*innen befragt.
Zugleich haben die Forschenden in 20 Projektgärten selbst nachgezählt, wie
viele Pflanzenarten es je nach Gartengestaltung gibt.
„Im Schnitt liegen die deutschen Gärten im Mittelfeld, was die Ausstattung
mit biodiversitätsfördernden Elementen angeht. Es gibt also noch
deutliches Verbesserungspotenzial“, so Projektleiterin Alexandra Dehnhardt
vom IÖW. „Viele Menschen wissen jedoch gar nicht, wie sie ihren Garten
artenreich gestalten können.“ Der „Selbsttest zum Zustand der
Biodiversität im Garten“ hilft bei einer ersten Einschätzung.
Vielfalt durch Mini-Lebensräume
Das Projekt gibt Tipps, wie mehr Natur im Garten möglich ist, ohne ihn
vollständig umzugestalten. „Der beste Weg zu einer hohen Artenvielfalt ist
ein bunter Mix aus Lebensräumen – etwa eine Hecke, etwas Totholz, sonnige
sowie schattige Blumenbeete und ein kleiner Teich“, sagt Dehnhardt. Wer
solche Bausteine umsetzen möchte, findet dazu Schritt-für-Schritt-
Anleitungen unter http://www.gartenreich-projekt.de/diy.
Heimische Pflanzen
Viele Tiere haben sich auf bestimmte Wildpflanzen spezialisiert. „Saatgut
und Pflanzen mit dem Etikett ‚bienenfreundlich‘ sind nicht automatisch für
Wildbienen geeignet“, erklärt Jessica Rusch vom NABU. „Wichtig für
Insekten und Vögel sind heimische Wildpflanzen – und zwar nicht nur
Wildblumen, sondern auch heimische Stauden und Sträucher.“ Die
gARTENreich-Pflanzensteckbriefe helfen bei der Auswahl: Sie zeigen, welche
Arten sich an welchem Standort eignen und für welche Tiere sie nützlich
sind. Die wilde Malve etwa steht gern sonnig und ist gut für Wildbienen.
Engelwurz gedeiht auch im Halbschatten und ist zusätzlich für Käfer- und
Fliegenarten wichtig.
Schonende Pflege
Wie sieht eine naturnahe Gartenpflege aus? Mit einer Broschüre bietet das
Projekt Orientierung: Erlaubt sind Kompost, organischer Dünger und
torffreie Erde. Pestizide hingegen sind tabu: Sie schaden nicht nur
Blattläusen und Co., sondern auch ihren Fressfeinden wie Marienkäfern und
kleinen Singvögeln. Ebenso sollten Stängel von Stauden erst im Frühling
zurückgeschnitten werden, weil darin Insekten überwintern.
Webinar für Interessierte
Am 22. Mai 2025 ab 18:00 Uhr können sich Gartenbesitzer*innen in einem
Webinar des Projekts weitere Tipps holen und Fragen stellen.
Auch für Kommunen bieten die Forschenden Webinare an. Darin erfahren sie,
wie sie die Projektergebnisse nutzen können, um für naturnahes Gärtnern zu
begeistern.
Über das Projekt
Im Projekt gARTENreich entwickelten Wissenschaftler*innen und
Praxispartner*innen Strategien und Informationsmaterialien zur Gestaltung
naturnaher Gärten. Zum interdisziplinären Team gehörten Fachleute vom
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), dem NABU
(Naturschutzbund Deutschland) e. V., dem NaturGarten e.V., der Friedrich-
Schiller-Universität Jena, der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
sowie der Stadt Gütersloh und der Gemeinde Aumühle. Gefördert wurde das
Projekt im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt
(FEdA) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes
wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten
Nachhaltigkeitsforschung. Rund 60 Mitarbeiter*innen erarbeiten Strategien
und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine
Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen
erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche
Grundförderung. Das IÖW ist Mitglied im „Ecological Research Network“
(Ecornet), dem Netzwerk der außeruniversitären, gemeinnützigen Umwelt- und
Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland.