Bundesregierung sollte Atompläne der EU nicht rundheraus ablehnen
Dr. Wilfried Rickels (https://www.ifw-kiel.de/de/ex
rickels/), Direktor des Forschungszentrums Global Commons und Klimapolitik
am Kiel Institut für Weltwirtschaft, kommentiert die Reaktion der
Bundesregierung auf die strittigen Pläne der EU-Kommission, Kernkraft in
die EU-Taxonomie für nachhaltige Energien aufzunehmen:
„Es könnte klimapolitisch ein Fehler sein, dass die Bundesregierung den
EU-Vorschlag zur Kernenergie rundheraus ablehnt. Vielmehr sollte sie
darauf dringen, dass im Gegenzug die Fitfor55-Klimaschutzpläne der EU
weitreichend anerkannt werden. Insbesondere wäre es ein Gewinn für den
Klimaschutz, wenn die im Rahmen des europäischen Emissionshandels erlaubte
Maximalmenge wie von der EU vorgesehen über die nächsten Jahre stärker als
bisher geplant linear sinkt. Dann kann die kontroverse Einstufung der
Kernkraft unterm Strich einen wichtigen Beitrag für geringere
CO2-Emissionen liefern, ohne dass es am Ende zu einer Renaissance der
Kernenergie kommen wird.
Dass Gaskraftwerke, die dann auf Wasserstoff umgerüstet werden können
beziehungsweise Kohlenstoffabscheidung und -lagerung (CCS) einsetzen, Teil
der EU-Taxonomie sein sollen, ist richtig. Denn ein beschleunigter Ausbau
wetterabhängiger erneuerbarer Energien braucht flankierend die regelbare
Stromerzeugung. Diese kann zwar auch die Kernenergie CO2-arm liefern, aber
unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es nicht effizient, dass sie
einen großen Beitrag zur CO2-neutralen Stromerzeugung beiträgt. Gleichwohl
besteht ein starkes Interesse von einer Gruppe europäischer Staaten, diese
Technologie aufzunehmen. Dass die Bundesregierung dies anerkennt und im
Gegenzug andere Zugeständnisse erreicht, wäre für den Klimaschutz am Ende
wahrscheinlich nützlicher.“